Beurkundet seit 1772, ziehen jedes Jahr am 6. November (jedoch nie an einem Sonntag) über 80 Vierergespanne mit prächtig geschmückten Wägen und die zugehörigen Vorreiter zur „Tölzer Leonhardifahrt“ durch die Stadt auf den Kalvarienberg. Besetzt sind die Wägen - neben dem Fuhrmann und dem sogenannten Praxer (Bremser) - mit Wallfahrerinnen und Wallfahrern, die ihre Festtagstrachten tragen; Kinder, Jungfrauen, verheiratete Frauen im Schalk sowie Schützen, Blaskapellen und Spielmannszüge und nicht zuletzt die Stadtratsmitglieder, bürgerlich in Gehrock und Zylinder gewandet, feiern dort mit der Geistlichkeit einen Festgottesdienst. Als Gäste auf dem Wagen befinden sich zuweilen hohe geistliche Würdenträger, so der vormalige Kardinal Josef Ratzinger und spätere Papst Benedikt XVI. Auch hohe politische Ehrengäste, wie Bundespräsident Richard v. Weizsäcker † oder die Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß † und Edmund Stoiber besuchten die Wallfahrt.
Nach der heiligen Messe kehrt die Wagenprozession in die Marktstraße und zur Mühlfeldkirche zurück und da man in Bayern nicht nur die Seele im Gebet stärkt, folgt nun die Stärkung für den Leib bei einer gemütlichen Einkehr. Am frühen Nachmittag finden sich Burschen und junge Männer aus Stadt und Umland in der Marktstraße ein und lassen als „Goaßlschnalzer“ ihre „Dreschgoaßln“ (Peitschen) rhythmisch erschallen - ein weiterer Höhepunkt des Tages.
Die „Tölzer Leonhardifahrt“ klingt erst in den späteren Abendstunden mit spontaner Blasmusik aus. Die Fuhrwerke haben zu diesem Zeitpunkt den heimatlichen Hof schon lange wieder erreicht.
Text: www.toelzer-leonhardifahrt.bayern